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Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz, bei dem Unruhe ist.
mehrWie fühlst du dich heute? Fühlen? Ich? Das zu beschreiben ist mitunter schwieriger, als manche und mancher denkt. Schnell kommen wir ins Nachdenken und beschreiben, was wir gemacht haben, wie der Tag war oder beschreiben unsere möglichen Gefühle. Wie fühlst du dich – jetzt in diesem Moment?
Die eigenen Gefühle zu spüren, zu fühlen macht vielen Erwachsenen einige Arbeit.
Vor kurzem sah ich ein YouTube-Video. Ein kleines Mädchen mit seinen Eltern in der U-Bahn. Es hangelt sich an den oberen Haltestreben wie ein Äffchen, nur an den Armen hängend, von einem Griff zum nächsten. Jeder neue und etwas unsichere Griff zur nächsten Strebe ist begleitet von ihrem angestrengten Appell an den Vater: „I need you!“/„Ich brauche Dich!“. Der Vater ist stets bereit, sie für den Fall des Falles aufzufangen. Kaum hängt sie wieder mit beiden Händen fest an der Stange, jauchzt sie: „I don’t need you!“/„Ich brauche Dich nicht!“. So geht es, bis sie ihre Mutter erreicht, die das Video mit dem Handy aufnimmt und sie freudig lobt.
Wenn ein Kind stirbt, hören die Eltern oft den Satz: „Das ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann!“ oder: „Ich weiß nicht, wie Ihr das macht – ich könnte das nicht.“ Sätze, die sicher von Herzen gut gemeint sind und Respekt und Anerkennung für die schwere Last ausdrücken sollen. Aber wie fühlen diese Sätze sich für die Eltern an, die sie hören? Wie ist es, wenn einem das Schlimmste passiert ist? Für die betroffenen Eltern ist es ja kein unrealistisches Schlimmstes irgendwo am Horizont, sondern Alltag, Organisieren müssen, jeden Tag damit sein. Und wie ist es, wenn einem signalisiert wird, dass das Gegenüber mit dem, was in meinem Leben Normalität geworden ist, nicht leben könnte? Man selbst hat ja auch nicht irgendwo freiwillig die Hand gehoben in der inneren Sicherheit: ICH kann so was.
Seit einem Jahr ist Katrin M., 36 Jahre, zwei Kinder und alleinerziehend, wegen ihrer Angsterkrankung meine Klientin. Die Angst hat sie starr gemacht, körperlich und emotional. Die Angst hatte oft in ihrem Leben die Entscheidungen getroffen – nicht sie. Ihr Dasein schien ihr aus den Händen zu gleiten. Sie sah sich oft nicht in der Lage, ihre beiden Kinder mit dem Notwendigsten zu versorgen. Aber – sie hat sich Hilfe gesucht.
Ein neuer, letzter Versuch, ein Hilferuf. Ungewissheit: Bleiben wir zusammen? Trennen wir uns? Wenn Paare in die Paarberatung kommen, geht es immer um viel, niemand macht es sich leicht.
Angereist sind beide mit einem Koffer an Sehnsüchten, Bedürfnissen und Vorstellungen teilweise bewusst, teilweise unbewusst. In der Verliebtheitsphase schauten beide über das weg, was eigentlich nicht passte, der andere wurde zurechtphantasiert – es war wunderbar! Die Zeit zeigte dann, dass der Andere Eigenschaften hat, die schwierig sind. Nicht alle Bedürfnisse werden erfüllt, einige Vorstellungen sind unterschiedlich.
Wir hören zu und sehen hin und hören und sehen doch nicht den anderen, sondern oft nur uns selbst. Was sich so provokant anhört, ist in vielen Begegnungen und Beziehungen eher der Alltag. Oft können wir gar nicht anders, sind gestresst, mit den eigenen Gedanken und dem eigenen Leben beschäftigt, haben keine Zeit und noch nicht mal genügend Freiraum für uns. Dann ist wenig Platz für den oder die anderen, weder für das Sehen noch Hören. Zugleich erwarten wir doch und wünschen uns selbst so sehr, gesehen und gehört zu werden, so, wie wir sind oder sein möchten.
„Wir schaffen das. Ich weiß noch nicht wie. Aber wir werden einen Weg finden.“ Die Frau guckt mich an, und ich spüre, dass sie meint, was sie sagt. Und es wohnt Kraft in ihren Worten. Sie nickt dabei. Auch wenn es grad schwer ist.
Mit welchem seelischen Körper gehe ich durch mein Leben? Schlurfe ich oder schreite ich? Vermutlich beides – mal so und mal so. Aber was ist meine Grundhaltung? Wie stehe ich, wenn mich niemand sieht? Aufrecht, gebeugt? Lasse ich meinen Kopf hängen, oder schaue ich nach vorn? Lächle ich, oder halten die andern mich für einen grimmigen Zeitgenossen? Bin ich der Skeptiker in jeder Runde, der Wasser-in-den-Wein-Gießer? Oder pulsiert Hoffnung in meinen Adern und wohnt zumindest eine Prise Zuversicht in einem Herzen? Blühen in meinem Innern schon Bilder des Gelingens, wenn noch alles grau und unfertig ist?
Haben Sie sich diese Frage einmal gestellt? Was berührt meine Seele? Nehmen Sie sich gerne mal einen Moment und horchen in sich hinein. Es kann auch guttun, sich regelmäßig dafür Zeit zu nehmen, ein paar Stunden oder einen ganzen Tag, in seine Seele reinzuhorchen, ihr Raum zu geben. Wenn wir mit unserer Seele im Einklang leben, dann geht es uns meist gut, fast egal, wie die äußeren Umstände aussehen mögen. Mir gefällt ein Zitat von Dallas Willard aus seinem Buch „Aus dem Herzen leben“: „Die Seele ist wie ein innerer Fluss, der alle anderen Elemente des Lebens belebt, nährt und stärkt. Wenn dieser Fluss richtig fließt, dann sind wir munter und zufrieden mit allem, was wir tun, denn unsere Seele ist verwurzelt in Gott und seinem Reich. Wir leben in Einklang mit Gott, mit der Realität, dem Rest der Menschheit und der ganzen Natur.“
Im neuen Jahr bleibt ein Wunsch aus den vergangenen Monaten: Endlich soll der Virus nicht mehr da sein, wir wollen nicht mehr eingeschränkt oder nach immer neuen Regeln leben, Begegnung und Nähe sollen wieder möglich sein. Aber diese Wünsche werden einfach nicht erfüllt. Wenn wir keinen unmittelbaren Kontakt zu Erkrankten haben, ist der Grund für alle Einschränkungen, das Corona-Virus, nicht sichtbar, fühlbar, fassbar. Daher ist es so schwer, seine Wirklichkeit anzunehmen.