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„Pilgrimage“ nach Coventry

Brücken bauen für ein Zusammenleben in versöhnter Verschiedenheit

17.11.2023 | Die mittelenglische Stadt Coventry war im November 1940 von der deutschen Luftwaffe angegriffen und weitgehend zerstört worden. Durch das beeindruckende und engagierte Wirken von Menschen wie des damaligen Dompropstes Richard Howard entwickelte sich aus den Trümmern der Kathedrale von Coventry eine internationale und ökumenische Friedens- und Versöhnungsarbeit.

Bei den Aufräumarbeiten in der zerstörten Kathedrale von Coventry wurden im Schutt große Eisennägel gefunden, welche die Balken des Deckengewölbes der Kirche zusammengehalten hatten. Drei dieser Nägel verwendete Richard Howard, um aus ihnen ein Kreuz zu bilden. Dieses „Nagelkreuz“ wurde zum Symbol der Versöhnungsbewegung von Coventry. Es steht für den Neuanfang, der aus der Zerstörung durch Versöhnung entstehen kann.

Als Hauptkirchen wollen wir Teil der Nagelkreuzgemeinschaft sein. Deshalb sind wir jetzt nach Coventry gereist und haben an einem einführenden Programm teilgenommen. Wir durften dabei ebenso herzliche wie beeindruckende Menschen kennenlernen, haben eine Einführung in ihre Versöhnungsarbeit erhalten und mit ihnen in vielfältiger Weise Andacht und Gottesdienst gefeiert. Es war ein intensives und ungemein bereicherndes Wochenende, das sicher dazu beiträgt, dass wir uns intensiv darum bemühen, in unserer Stadt Brücken zu bauen, den Dialog zu fördern und alles dafür zu tun, dass Menschen in versöhnter Verschiedenheit in unserer Gesellschaft miteinander leben können.

Mehr Hintergründe:

Als in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 deutsche Flieger die englische Stadt Coventry bombardierten, wurde mit der Innenstadt auch die mittelalterliche Kathedrale St. Michael zerstört. Bis heute ist die Ruine als Symbol für die Schrecken des Krieges erhalten geblieben. Dennoch steht der Name der Stadt Coventry heute für Versöhnung. Das hat in entscheidender Weise mit dem Glauben und dem Handeln von Propst Richard Howard zu tun.

Am 1. Weihnachtstag 1940, ganze sechs Wochen nach der Bombardierung, feierte er in einer Kapelle unter den Ruinen der Kathedrale einen Weihnachtsgottesdienst. Später sprach er im BBC World Service und sagte: „Am frühen Morgen dieses Weihnachtstages begannen wir hier unter diesen Ruinen in der
hübschen kleinen, vor 600 Jahren erbauten Steinkapelle den Tag mit unserer Weihnachtskommunion, indem wir Christus, glauben Sie mir, genauso freudig anbeteten wie zuvor. Was wir der Welt sagen wollten, ist dies: dass wir mit Christus, der heute in unseren Herzen wiedergeboren wurde, versuchen – so schwer das auch sein mag – alle Gedanken an Rache zu vertreiben. Wir nehmen all unsere Kraft zusammen, um die enorme Aufgabe zu Ende zu führen, die Welt von Tyrannei und Grausamkeit zu schützen. Wir werden versuchen, die Welt freundlicher, einfacher, dem Christuskind ähnlicher zu machen.“
Glaubensstarke Worte. Im Vertrauen auf Gott, der an Weihnachten in diese Welt gekommen ist und uns in Jesus Christus seine Liebe und seinen Frieden schenkt, fand Richard Howard die Kraft, statt der Vergeltung das Wort zu reden, für Versöhnung zu werben.

Für viele Menschen damals wie heute ist dies irritierend, ärgerlich und vielleicht auch weltfremd. Aber Richard Howard wusste: Versöhnung gelingt nur, wenn einer den ersten Schritt wagt, wenn ich den ersten Schritt tue. Wenig braucht unsere geplagte Welt gerade so sehr wie Menschen, die mit dem zarten, aber überaus verheißungsvollen Neuanfang, den Gott an Weihnachten setzt, in ihrem Leben etwas anfangen. Menschen, die Weihnachten ein frohes Fest feiern und auch im Alltag nach der Weihnachtsbotschaft leben. Menschen, die Brücken bauen, die für Dialog und Kompromissbereitschaft eintreten, die den Zusammenhalt stärken und die auf die Schwachen achten und die Fremden willkommen heißen. Menschen, die Gott in ihrem Leben die Ehre geben und im Vertrauen auf ihn nach Wegen der Versöhnung suchen.

 

 

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