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Petri-Blog

Kirche muss ein Ort sein, der Wunder möglich macht

16.04.2018 | Die Petri-Mannschaft ist wieder komplett. Jetzt geht die Arbeit mit neuem Elan wieder los. Am Sonntag, 22. April, um 15 Uhr wird Dr. Jens-Martin Kruse in einen Festgottesdienst in sein Amt als Hauptpastor der Hauptkirche St. Petri eingeführt. „Ich freue mich auf das, was zusammen mit den Menschen an St. Petri in dieser unglaublich schönen Kirche in der besonderen Lage mitten in der Stadt entstehen wird“, so der 48-jährige. Hier einige seiner Gedanken und Impulse.

Wovon träumen Sie, wenn Sie St. Petri in zehn Jahren sehen?

Mein Herz schlägt für das Gemeindeleben. Ich sehe eine lebendige Stadtgemeinde – eine Gemeinde von Menschen aus ganz Hamburg, die hier etwas suchen. Menschen, die gerne nach St. Petri kommen und sich in St. Petri wohl fühlen. Und die hier Angebote finden, die qualitätsmäßig so gut sind, dass man was verpasst hat, wenn man nicht dabei war. Angebote für Kinder, für Familien, ein erkennbares Gemeindeleben, herausragende Kirchenmusik, gute Gottesdienste sonntags, spirituelle Angebote unter der Woche wie die tägliche Hörzeit und das tägliche Mittagsgebet. Ich sehe einen geistlichen Ort mitten in der Stadt, an den ich mich auch wenden kann, wenn es im Leben mal nicht so gut läuft und ich gestolpert bin. Da ist das Beratungs- und Seelsorgezentrum als Ort, an dem ich Menschen finde, die mir zuhören und mit denen ich sprechen kann. Und ich sehe Petri als Ort der Ökumene und als Ort eines christlich begründeten, gesellschaftlichen Dialogs.

Was zeichnet einen christlich begründeten Dialog aus?

Die Haltung zum Dialog ist im christlichen Glauben begründet u.a. indem wir als Kirche jeden Menschen ernst nehmen und in ihm einen Gesprächspartner sehen, der Ebenbild Gottes ist. Den man einlädt, um sich an einen Tisch zu setzen. Auch wenn ernsthaft gestritten wird, wird niemand ausgegrenzt und an den Rand gedrängt.  Egal wie weit die Meinungen auseinandergehen, die Würde des Menschen wird immer anerkannt. Und diejenigen, die am Dialog teilnehmen, müssen wissen, dass sie durch den Dialog unter Umständen verändert werden. In einem wahrhaften Dialog, in dem die Teilnehmer sich aufeinander einlassen, kann es passieren, dass man als ein anderer herausgeht.

Was bedeutet Jesus Christus für Sie persönlich?

Er ist mir sehr nah. Ich bin immer im Gespräch mit Jesus. Und staune immer wieder, wenn ich seine Geschichten in der Bibel lese. Wie er gelebt und was er gemacht hat. Er hat tiefer geschaut, und wo Menschen in die Irre gingen, hat er neue Wege aufgezeigt. Eine Geschichte, die mir persönlich sehr wichtig ist, ist die Fußwaschung am Gründonnerstag. Jesus ist sich nicht zu schade, sich die Schürze umzubinden und seinen Jüngern die Füße zu waschen. So zeigt er seine Liebe und wie wir miteinander umgehen sollen: nicht als Herren, sondern als Diener der Menschen. Das führt zu konkreten und auch anderen Verhaltensweisen als den üblichen.

Was folgt daraus für die Entwicklung von St. Petri?

Wir müssen die Dinge tun, die uns selbst Freude machen, für die wir als Person einstehen. Dann kann es passieren, dass der Funke  überspringt. Wenn diejenigen, die hier etwas tun, es so machen, dass sie ihren Freunden empfehlen würden, hierher zu kommen, dann sind wir auf einem guten Weg. Wir sollten uns hüten, uns daran zu orientieren, was andere möglicherweise über den Glauben wissen – denn dann besteht die Gefahr, dass wir uns nach unten orientieren. Wir müssen uns an den Inhalten orientieren, für die Kirche steht: am Evangelium Jesu Christi, seiner Botschaft, seinem Weg.

Wo wollen Sie konkret ansetzen in der Gemeinde?

Vieles wird in St. Petri schon gelebt: Kirchenmusik, das Beratungs- und Seelsorgezentrum, Gottesdienste, Akzente im Gemeindeleben … Ich will die Gelegenheit des Neubeginns beim Schopfe packen und in all diesen Bereichen schauen, was man vielleicht neu denken kann. Gibt es noch Brachliegendes auszuschöpfen? Welche neuen Menschen könnten wir noch ansprechen und gewinnen für das, was hier passiert und passieren könnte? Es gilt, Projekte entstehen zu lassen und Gelegenheit zu geben, dass sie sich entfalten können. Kirche muss ein Ort sein, der Wunder möglich macht. Wenn man tut, was man tun muss, und anpackt, was einem wichtig ist, dann erfährt man, dass geht, was man eigentlich nicht für möglich gehalten hat. So stelle ich mir eine lebendige Kirche vor.

Welche Erfahrungen bringen Sie aus Rom mit für diesen Prozess?

Auch in Rom lebten die Gemeindeglieder über die ganze Stadt verteilt. Und es gab innerhalb der Gemeinde viele unterschiedliche Gemeinschaften von den Themen her: die Jugendarbeit, die Seniorenarbeit, ein Obdachlosenfrühstück, und vielen mehr. Das ist ähnlich hier in St. Petri. Neben dieser Gemeindeerfahrung habe ich als Pfarrer die evangelische Kirche in den ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten in Rom repräsentiert. Und ich habe jede Menge ökumenische Erfahrung. In Rom sind Vertretungen aller christlichen Kirchen. Und der ökumenische und interreligiöse Dialog wird auf allen Ebenen geführt: ortsgemeindlich, diözesan und weltkirchlich. Eins ist vielleicht besonders wichtig: Ich habe persönlich am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, zu einer Minderheit zu gehören. Ich kenne die Gefahr des closed Shops und weiss, dass man offen sein kann ohne Angst, seine Identität zu verlieren.

Wenn man nach langer Zeit zurückkommt in eine Stadt, sieht man manches klarer. Was sehen Sie hier in Hamburg?

Ich staune immer wieder neu, wenn ich erlebe, wie viele Kooperationspartner und Kooperationsbereitschaft es für Kirche hier in Hamburg gibt. Ich finde überall offene Türen und erlebe viel Wohlwollen St. Petri gegenüber. Das hatte ich in dieser Intensität bei einer säkularen Gesellschaft in Hamburg nicht erwartet.

Und sonst neben den vielen baulichen Veränderungen in der HafenCity und im Innenstadtbereich: Es gibt sehr viel Reichtum in Hamburg. Und bei genauerem Hinsehen sieht man auch sehr viel Armut und Leid. Nun hat Wohlstand die Tendenz zur Behäbigkeit. Man ist recht zufrieden, wie der Ist-Zustand ist. Doch wir könnten diese gute Ausgangslage anders nutzen, um denen zu helfen, denen es nicht so gut geht und die durch die Gitterroste fallen. Ihnen eine Sprache und Stimme zu verleihen ist das eine. Aber es geht auch darum zu schauen, wo wir sehr konkrete Hilfe leisten können. Kirche kann viel tun, wenn sie sich nicht selbst ausbremst. Man muss die Dinge anpacken und tun.

Ihr Hauptpastor Dr. Jens-Martin Kruse

P.S. Wir laden Sie herzlich ein zum Einführungsgottesdienst von Dr. Jens- Martin Kruse in sein Amt als Hauptpastor von St. Petri am Sonntag, 22. April, um 15 Uhr. Im Anschluss bitten der Kirchenkreis Hamburg-Ost und unsere Gemeinde zu einem Empfang. Dort haben Sie Gelegenheit, ihn persönlich willkommen zu heißen und ihm für die neue Aufgabe Glück- und Segenswünsche auszusprechen.

 

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