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Weihnachtsgruss 2020 aus der Hauptkirche St. Petri zu Hamburg

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Hauptkirche St. Petri, liebe Schwestern und Brüder in Christo!

21.12.2020 | Vieles wird an diesem Weihnachten anders sein als zuvor. Weniger wegen der Abstandsregeln und der Schutzmasken, sondern weil der gewohnte Gang des Lebens schwer erschüttert ist, weil Existenzsorgen im Raum stehen und weil uns die Trauer um geliebte Menschen, die noch leben könnten, wenn es keine Pandemie gäbe, niederdrückt. Soviel ist in unserer Welt aus den Fugen geraten. Selten haben wir uns so verwundbar gefühlt wie in diesem Jahr. Umso größer ist die Sehnsucht nach Trost und Zuversicht, nach unbeschwertem Leben mit Begegnungen, Gemeinschaft und Nähe ohne Bedenken. Es braucht Hoffnung, die Halt gibt, wo uns gerade so vieles unter den Fingern zerrinnt, und die uns über den Rand der Gegenwart hinausschauen lässt.

Weihnachtsfilm an St. Petri: Annamaria Benckert

Es ist kein Zufall, dass Weihnachten „des Nachts“ beginnt und Menschen in der Dunkelheit des Lebens zugesagt wird, dass die Liebe mehr Recht hat als der Hass. Dass Frieden möglich ist. Dass diese Welt noch einmal neu werden kann. Dass auch uns ein neuer Anfang möglich ist und unser Leben wieder hell, weit und heil werden kann. Weil da einer ist, der mit Haut und Haaren, mit seinem Leben selbst dafür einsteht, dass niemand verloren geht. Der diese Welt liebt und der darum seinen eigenen Sohn gesandt hat, um uns Menschen zu retten. Das ist die wunderbare Mitte der Weihnachtsbotschaft. Geheimnis des Glaubens. Unbegreiflich und doch wahr.

Wir haben mit Augenmaß und Vernunft, Kreativität und Gestaltungslust seit dem Sommer diesen Jahres vieles vorbereitet – organisatorisch (u.a. mit Schutz- und Hygienekonzept auf Basis der staatlichen Vorgaben, Anmeldesystem, Ordnerdienst, Begrenzung der Teilnehmerzahl, Markierung der Sitzplätze, Lüftung der Kirche und über Live-Streaming die Möglichkeit, Gottesdienste Zuhause mitzufeiern) und inhaltlich (u.a. höhere Anzahl von Gottesdiensten, kürzere Liturgie und Predigten, Musik von Orgel und Solisten) -, um unter den gegenwärtig geltenden Bedingungen einen verantwortbaren Rahmen dafür zu schaffen, dass wir auch und gerade an Weihnachten miteinander Gottesdienste in unserer Kirche feiern können.

Es werden andere, stillere und doch gewiss festliche Gottesdienste. Es geht weder um ein „Von allem, was sonst an Weihnachten üblich war, einfach ein bisschen weniger“ noch um ein „Wir müssen Weihnachten retten“ und schon gar nicht um ein trotziges Hinwegsehen über Risiken. Es geht um Gottes Weihnachten. Auch in diesem Jahr vollkommen und nicht halbiert oder wegen Corona unvollständig. Es geht um Rettung und zwar geschenkt. Das größte Wagnis, aber nicht fahrlässig, sondern um Leben zu ermöglichen. All das geschieht uns Menschen zugute, aber wunderbar anders als gedacht.

Dass es Weihnachten wird, liegt nicht in unserer Hand. Es geschieht, weil Gott es so wollte. Gott kommt, weil er uns liebt. Weil er sieht, dass wir es aus eigener Kraft nicht schaffen. Weil wir schon uns selbst nicht retten können, geschweige denn diese Welt, deshalb kommt Gott uns zu Hilfe, und zwar so, dass wir uns vor ihm nicht zu erschrecken brauchen. Ohne dass Gott aufhörte, Gott zu sein, kommt er ganz menschlich zu uns, und zwar auf die erfreulichste Weise menschlich: Nicht fernab der Wirklichkeit, in einem gut geschützten Königspalast, sondern mitten in der Welt, da wo es oft zugig und lausig zugeht, in einer Notunterkunft, als neugeborenes Kind in einer Krippe, später dann der junge Mann, der nicht sich und das Seine sucht, sondern immer unterwegs zu den Menschen unterwegs ist, und zwar gerade dann und zu denen, von denen niemand sonst etwa wissen will. Sie – die Verzweifelten, die Übersehenen und an den Randgedrängten – lässt Jesus die „Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes“ (Titus 3,4) erfahren und zeigt in seiner Nähe, seiner Zuwendung und seiner Solidarität mit den Außenseitern wie Gott sich wahres und erfülltes menschliches Leben vorstellt.

Es mag in diesem Jahr vieles anders sein. Doch an Gottes Nähe, Liebe und Treue hat sich nichts geändert. Daran erinnert uns Weihnachten. Darum feiern wir auch in diesem Jahr Weihnachten – behutsam und nachdenklich und doch staunend und dankbar, mit Raum für die mit der Corona-Pandemie verbundenen Traurigkeiten und Sorgen und doch hoffnungsfroh und zuversichtlich, leise und stiller als in vergangenen Jahren und doch voller Schönheit und tiefer Freude im Herzen, weil wir von Weihnachten her in der Gewissheit leben dürfen, dass es in all dem, was belastend und beängstigend ist, eine Verlässlichkeit gibt, die uns Menschen zu stützen in der Lage ist und auf die wir uns stützen können, weil sie nicht von uns Menschen abhängt: und das ist die Verlässlichkeit, mit der Gott uns liebt. Er ist weder ein distanzierter Herr noch ein unbarmherziger Richter, sondern „Freundlichkeit und Menschenliebe“, die sich von keinem Hindernis davon abhalten lässt, zu uns Menschen herabzukommen.

Darum lasst Euch nicht entmutigen. Zieht Euch nicht aus dieser Welt zurück. Zieht vielmehr Eure Liebe ins Leben und tut möglichst viel von dem, was unter den gegenwärtigen Bedingungen der Pandemie an Gemeinschaft und Nähe, an Aufmerksamkeit und Solidarität, an Alltag und Festlichkeit möglich ist. Bleibt sanftmütig und zuversichtlich. Bleibt geschwisterlich und aufmerksam für die Kleinen, die Schwachen, die Älteren und die Fremden, egal, woher sie kommen. Steht auf zum Leben, weil es stimmt und wahr ist: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).

Von daher wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben mit bestem Grund – auch im Namen von Pastorin Gunhild Warning und Pastor Krischan Heinemann - ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest!

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr
Hauptpastor Dr. Jens-Martin Kruse

 

P.S.
Wir haben uns überlegt, dass ein Stück weit „Weihnachten in St. Petri“ auch zu Ihnen nach Hause kommen sollte. Deshalb haben wir einen Weihnachtsfilm gedreht, in dem viele Petrianer, aber auch unser Bezirksamtsleiter Falko Droßmann, Passanten in der Mönckenbergstraße und ein Hirte mit Huhn aus Bethlehem mitwirken. Neugierig geworden? Dann schauen Sie hier oder klicken Sie oben auf das Bild und lassen sich durch den Film die Weihnachtsfreude zuspielen.

Wenn Sie Heiligabend lieber in Ihren eigenen vier Wänden bleiben möchten und dennoch eine Andacht feiern, finden Sie hier Texte und Lieder.

Außerdem haben wir zwei Möglichkeiten eingerichtet, an Weihnachtsgottesdiensten in unserer Kirche via Live-Streaming von Zuhause aus teilnehmen zu können, und zwar:
- die Christvesper am 24. Dezember 2020, um 16.30 Uhr, in der Bischöfin Fehrs die Predigt halten wird, und
- den Weihnachtsgottesdienst am 25. Dezember 2020, um 11.00 Uhr, mit der Bach-Kantate „Ich freue mich in dir“ (BWV 133).
Den Link zu diesen Gottesdiensten finden Sie hier und auf der Homepage des Hamburger Abendblatts.

Und sollten Sie an Weihnachten oder den Tagen danach in der Hauptkirche St. Petri vorbeikommen, dann schauen Sie sich unbedingt unsere wunderschöne neue italienische Krippe an! Von ihr gilt genauso wie von den Krippen, die wir in unseren Wohnung aufstellen, dass sie uns – wie es Papst Franziskus in seinem Schreiben „Admirabile signum“ über die Bedeutung und den Wert der Weihnachtskrippe beschrieben hat – dabei helfen, „die Geschichte, die sich in Bethlehem zugetragen hat, neu zu erleben. Natürlich bleiben die Evangelien immer die Quelle, die uns ermöglicht, mit diesem Ereignis vertraut zu werden und es zu betrachten. Und doch sind die Krippendarstellungen eine Hilfe, sich die Szenen vorzustellen; sie wecken unsere Zuneigung und laden uns ein, uns in die Heilsgeschichte einbezogen zu fühlen und dieses Ereignis mitzuerleben, das in den verschiedensten historischen und kulturellen Kontexten lebendig und aktuell ist.“

 

 

 

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