Gottfried Libalt: Anbetung des Christuskindes (1649) – dieses bedeutende Werk hamburgischer Malerei aus dem Barock haben zwei Kirchenälteste von St. Petri direkt beim Maler in Auftrag gegeben
Himmel auf Erden: Das Weihnachtsbild von Gottfried Libalt
In der christlichen Kunst gibt es unzählige Gemälde von der Geburt Christi. In großer Freiheit haben die verschiedenen Maler den Stall von Bethlehem in ihre Heimatorte und in ihre Zeitepoche verlegt. Dabei dürfen die üblichen Zutaten nicht fehlen: der Stall, Maria und Joseph, das Kind, Hirten, Ochs und Esel. Das Auffällige am Bild Gottfried Libalts sind pointierte Lichteffekte. Zwei Lichtquellen zeigt das Bild. Im düsteren Stall ist eine Lichtquelle die Kerze, von Joseph gehalten. Sie beleuchtet das Jesuskind. Die andere Lichtquelle ist das überwältigende Licht am Himmel außerhalb des Stalles. Der Stall ist nicht verschlossen, er öffnet sich für die größere Perspektive: den geöffneten Himmel. An der hinteren Wand des Stalles lehnt eine Leiter. Sie ist das Symbol für den Traum aller Menschen nach einem Zugang, einer Brücke zum Himmel.
Vielleicht ist auf den ersten Blick gar nicht viel zu entdecken. Ein Kind ist ein Kind. Was ist besonders daran? Sein Geheimnis erschließt sich nur, indem wir uns meditierend auf dieses Bild einlassen. Vielleicht kann das Kind unseren Größenwahn entlarven. Wir möchten immer stark, unangreifbar, unverletzlich, autark, auf nichts und niemanden angewiesen sein, das wäre himmlisch. Umgekehrt dazu wird der Himmel irdisch. Gott wird menschlich. Eine angemessene menschliche Haltung dazu ist, sich dem Göttlichen zu nähern wie einem Kind, behutsam, leise, schützend. Und wo Raum ist für das göttliche Kind, da entsteht Raum für jedes Menschenkind. So holt dieses Kind aus uns die besten Seiten hervor.
Zwei Kirchenälteste von St. Petri haben das Gemälde im Jahr 1649 bei Gottfried Libalt in Auftrag gegeben. Das hochovale Ölbild (126 mal 69 Zentimeter) ist auf Eichholz gemalt und von einem handgeschnitzten dekorativen Rahmen gefasst. Dieses bedeutende Werk hamburgischer Malerei aus dem Barock ist in St. Petri rechts vom Altar neben einem zweiten Bild Libalts angebracht: der Darstellung von Jakobs Traum mit der Himmelsleiter. Nachdem es Mitte diesen Jahres mutwillig beschädigt worden ist, befindet die „Anbetung des Christuskindes“ sich zur Zeit jedoch in der Restaurierungswerkstatt St. Jacobi. Dass es noch existiert ist ein Wunder. Das Bild hat die napoleonischen Kriege überstanden, als die Petrikirche als Pferdestall diente, den Hamburger Brand von 1842 und den zweiten Weltkrieg. 1977 wäre das Bild von der Geburt Christi fast einem Säureattentat zum Opfer gefallen. Die Malschichten wurden schwer beschädigt, aber Gott sei Dank konnte es wiederhergestellt werden. So sehen wir auch jetzt mit Freude und Hoffnung der Restaurierung entgegen.
Sternpatenschaften öffnen einen Raum zum Träumen und unterstützen die Gemeindearbeit
Der Sternenhimmel im Gewölbe
Weisst Du, wie viel Sternlein stehen? Früher waren es sage und schreibe 500 Sterne, die im Gewölbe unserer Kirche prangten. Gotische Kirchengewölbe symbolisierten nämlich den Himmel; die Kirche war gewissermaßen der Himmel auf Erden. Da gehörten Sterne natürlich dazu.
Nach der Zerstörung der Kirche durch den Großen Brand von 1842 rekonstruierten die Architekten Alexis Chateauneuf und Peter Fersenfeldt den gothischen Kirchenbau weitgehend und auch das Gewölbe. Die Sterne sind ebenfalls zurückgekehrt, wenn auch deutlich weniger. „Tatsächlich haben sie auch einen praktischen Nutzen“, erklärt Kirchenführer Norbert Lehmkul. Die dekorativen Platten kaschieren nämlich die Löcher im Gewölbe, die zur Belüftung notwendig sind, durch die aber auch Seile heruntergelassen werden können, um beispielsweise Adventskränze oder Erntekronen in die Mitte des Kirchenraums zu ziehen. „Früher wurden die Abdeckungen aus Pappe hergestellt, heute sind die Sterne aus blau gefärbtem Metall mit goldenem Aufsatz“, sagt Lehmkul.
Das Besondere an den Petri-Sternen: Man kann Patenschaften auf Zeit übernehmen. Auf einer Tafel in der Turmhalle erscheint der Name des Paten – soweit gewünscht – als Zeichen der Verbundenheit mit St. Petri. Sternpaten unterstützen mit ihrem Beitrag die Gemeindearbeit. Weitere Infos über das Kirchenbüro.
Weder Kunstgegenstand noch Dekoration: Ikonen sollen eine Verbindung zwischen dem Betrachter und dem Dargestellten und damit zu Gott herstellen
Der Ikonen-Altar in der Martinskapelle
Wie kommt ein Ikonen-Altar in eine evangelisch-lutherische Kirche? Diese Frage bewegt viele, die St. Petri besuchen. Entstanden ist die Idee anläßlich eines Besuches der St. Vladimir-Kathedrale in St. Petersburg. Damals herrschte ein intensiver Austausch zwischen den beiden Gemeinden und die Petrianer erfuhren, dass es eine Ikonenmalerin in der Petersburger Gemeinde gab und man St. Petri als Partnerkirche gerne eine Ikone schenken wolle. 2002 ist die Ikone während eines ökumenischen Gottesdienstes mit Bischöfin Maria Jepsen in St. Petri geweiht worden.
Ikone bedeutet Abbild und sie soll Erfurcht erwecken und das Gebet unterstützen. Charakteristisch für Ikonen ist der Goldgrund. Gold leuchtet aus sich selbst heraus und symbolisiert das Licht. Und auch die auf dem Goldgrund dargestellten Personen leuchten aus sich selbst heraus und erreichen unmittelbar den Betrachter. Aus dem Gold, aus dem Licht heraus, betritt bei einer Ikone etwas Heiliges mit göttlichem Glanz unsere reale Welt. Diese Lichteinwirkung wird Offenbarungslicht genannt.
Die Ikone, die eigens für St. Petri hergestellt wurde, sollte u. a. Petrus zeigen. Der Namenspatron befindet sich auf dem linken Flügel unten mit den Schlüsseln als Attribut. Gegenüber ist Maria Magdalena, die Apostelgleiche, mit Kreuz und Salbölgefäß zu sehen. Und im Mittelpunkt der Ikone sehen wir Jesus als Weltenherrscher mit Maria und Johannes dem Täufer. Die aufgeschlagene Evangelienbuchseite zeigt den Text aus Johannes 8, Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.“
Unter den Engelsboten auf den Flügeln sehen wir links das Kreuz mit Jesus, Maria und Johannes dem Evangelisten und gegenüber die Auferstehung mit Adam und Eva links und Königen und Propheten des Alten Bundes rechts. Und ganz oben in der Mitte teilt Jesus links das Brot und rechts den Wein aus.
Stahl-Ära im Petri-Turm: Der Hamburger Architekt Johann Maack brachte die neue Zeit nach Hamburg
Ein Hauch Paris unter der Haube
Unser Kirchturm ist wirklich ein echter Schatz. Der Aufstieg gestaltet sich als Abenteuer: Urlauber kommen stets mit leichtem Schweißfilm aber vor allem mit leuchtenden Augen vom Aufstieg zurück. Ihr Weg führt sie vorbei an Glocken, an einem Feuerwehr-Auto und belohnt die sportliche Tätigkeit mit einer Wahnsinns-Aussicht über die Stadt. Für Architektur-Feinschmecker erbirgt sich aber noch ein ganz anderer Leckerbissen in luftiger Höhe: die Stahlkonstruktion unterm Dach.
Nach dem großen Hamburger Brand von 1842, bei dem auch St. Petri zerstört wurde, dauerte es eine reichliche Zeit, bis der Turm wiedereröffnet werden konnte – aber das geschah dann mit Karacho. Den neuen Turmhelm hat nämlich der bekannte Hamburger Architekt Johann Maack entworfen. Nach dem großen Brand hat er maßgeblich mitgeholfen, die Stadt wiederaufzubauen und vor allem Brücken und Schleusen errichtet. Unter das Petri-Dach steckte er eine komplexe Stahlkonstruktion. Maack, dessen Maxime „Größtmögliche Solidität, ferner Zweckmäßigkeit, Schönheit und zugleich ein mäßiges Kostenerfordernis“ war, brachte damit die neue Zeit nach Hamburg. Erst Jahre später wurde mit dem Eiffelturm in Paris die Stahl-Ära weltweit populär. Am 7. Mai 1878 wurde der neue Turm eingeweiht – auf den Tag genau 36 Jahre nach der Zerstörung durch die Flammen des Großen Brandes.
Das erste Einsatzfahrzeug der Notfallseelsorge erinnert im Petri-Turm an die Zusammenarbeit mit der Hamburger Feuerwehr
82 PS unterm Kirchendach
Unsere Hauptkirche steckt voller Schätze und Überraschungen. Bei dieser Schatzsuche sollte man schon ein bisschen fit und gut zu Fuß sein, denn es geht in luftige Höhen: 144 Stufen müssen genommen werden, um die Türmerstube zu besichtigen, die vor über zehn Jahren in St. Petri wieder eingerichtet worden ist – im Original befand sie sich zwei Etagen höher.
Hier wird Stadtgeschichte lebendig, denn mit dem Wiederaufbau der Hauptkirche St. Petri nach dem großen Brand 1842 nahmen auch die Türmer und Feuerwächter erneut ihren Dienst auf. Sie hielten Wacht in den Türmen der großen Kirchen und lebten in solchen Stuben. In St. Petri standen ein Bett, ein Tisch und sogar ein Ofen. Wenn die Männer aus fast 45 Meter Höhe über die Stadt schauten, konnten sie den Ausbruch eines Feuers früh melden und die Löschmannschaften auf dem Boden dirigieren.
In St. Petri waren drei Wächter eingestellt, zwei von ihnen hatten jeweils nachts auf dem Turm die Wacht, und alle Viertelstunde musste einer Signal geben, damit die Menschen wussten: Der Wächter macht kein Auge zu.
Das Leben der Menschen zu schützen und zum Guten zu wenden ist ein großes Ziel, das Feuerwehr und Kirche gemeinsam haben. Diese Zusammenarbeit hat an unserer Hauptkirche eine lange Geschichte. Heute ist die Feuerwehr- und Notfallseelsorge in Hamburg an die Hauptkirche St. Petri angebunden, und so wurde auch das erste Einsatzfahrzeug der Notfallseelsorge 2013 auf den Turm gehoben und steht dort in luftiger Höhe auf der Ebene der Türmerstube. Und alle, die die 144 Stufen erklommen haben, stehen mit erhöhtem Puls, schwerem Atem und offenem Mund vor dem Smart und staunen nicht schlecht.
Ausschnitt aus „Weihnachten 1813 in St. Petri“ von Siegfried Bendixen
Dramatische Weihnachten
Ein großes Ölgemälde in unserer Kirche erinnert an ein besonders hartes Weihnachtsfest in der Hamburgischen Geschichte. Als die preußischen Truppen anrücken, um Hamburg zu befreien, holen die französischen Besatzer am 23. Dezember 1813 tausende arme Stadtbewohner aus ihren Wohnungen, um die „unnützen Esser“ aus der Stadt zu vertreiben. Sie wollen Hamburg weiter zur Festung ausbauen, und alles soll zerstört werden, was Schüsse auf die Angreifer verhindern könnte. „Solch ein Weihnachten, wie Hamburg damals sah, hat keiner von euch je erlebt, und wird, so Gott will, kein Mensch in Hamburg je wieder erleben“, fasst Marianne Prell, Tochter eines Hamburger Kaufmanns, ihre Erinnerungen an die Weihnachtstage 1813 in einem Tagebuch zusammen.
Auch der Maler Siegfried Detlev Bendixen war Zeitzeuge der Deportation in der Franzosenzeit. Sein Bild zeigt, wie die von französischen Soldaten bewachten Menschen die Nacht in der St. Petri-Kirche verbringen, bevor sie am Morgen bei klirrender Kälte ausgewiesen werden. Das Militär schwenkt Laternen in der dunklen Kirche und macht das Elend der Deportierten und ihre verzweifelten Gesichter sichtbar. Mehr als 1000 Menschen sterben in diesen furchtbaren Dezembertagen 1813 an Kälte und Unterernährung. Am Stadtrand und auch in Planten un Blomen erinnern Gedenksteine an dieses erschütternde Weihnachtsfest. Dieses Bild von Bendixen, das an einer Säule im Südschiff von St. Petri hängt, fängt die dramatischen Szenen dieser Nacht in unserer Kirche ein.
Insider-Tipp
Nicht nur in Weihnachtsmusiken: Hoch oben dreht sich der Zimbelstern
Wenn Zimbeln von der Orgel klingen
Wann immer der Zimbelstern erklingt, fangen die Augen der Bachchoristen an zu leuchten. Als die Große Orgel von Rudolf von Beckerath 2006 restauriert wurde, fehlte das Geld für einen so sehnlich erwünschten Zimbelstern. Kurzerhand entschlossen sich Mitglieder des Hamburger Bachchors, der Kantorei der St. Petri Kirche, die Angelegenheit in die eigene Hand zu nehmen. So war der Grundstein für ein erstes Fundraisingprojekt gelegt. 18 Monate sammelte der Bachchor Gelder für den neuen Zimbelstern der Hauptkirche St. Petri. Spendenläufe um die Alster unter Mitwirkung der Pastoren, Verkauf von Souvenirs und selbstgebackenen Leckereien und vieles mehr. Jeder erworbene Cent floss in die Finanzierung des Zimbelsterns.
Seitdem ist er da. Nach außen sieht man ganz oben, fast an der Spitze des obersten Orgelprospekts, das sind die sichtbaren Orgelpfeifen, einen glitzernden Stern. Doch was ist überhaupt dieser Zimbelstern? Die ersten Zimbelsterne entstanden schon im 15. Jahrhundert. Sie bestehen aus kleinen, an einem Stab befestigten Zimbeln (Glöckchen), die durch Drehen des Stabs zum Klingen gebracht werden. Die rotierende Achse ist so weit verlängert, dass sie aus dem Orgelprospekt hervorsteht. Auf das Ende dieser Achse wird dann der Zimbelstern gesetzt. Er ist meist aus Holz geschnitzt und dreht sich mit, sobald der Mechanismus des Spielwerks durch ein sogenanntes Effektregister vom Organisten in Gang gesetzt wird.
Zimbelsterne erzeugen einen funkelnden, glitzernden Klang. Oft wird das Register in Weihnachtsmusiken und bei festlicher Musik gezogen, um einen besonderen Effekt hinzuzufügen. Beim Zimbelstern von St. Petri kann – das ist sehr besonders – die Geschwindigkeit reguliert werden, in der die Glöckchen angeschlagen werden. Der Klang ist, im Gegensatz zu oft sehr silbrig und schrill klingenden Zimbelsternen, satt und voll. So können die Glöckchen auch bei allen gezogenenen Registern ihre Farbe hörbar und effektvoll ins Spiel bringen.
Vielleicht leuchten Ihre Augen in diesem Jahr mit, wenn in der Weihnachtszeit zu „Oh du fröhliche“ auch wieder der Zimbelstern erklingt.
Zerbeult und zum Anfassen: die alte Kirchturmspitze von St. Petri im Petri-Turm
Petris alte Kirchturmspitze
Es sieht aus wie ein Totalschaden. Und tatsächlich ist die alte Kirchturmspitze, wie sie heute im Petri-Turm liegt, so verbeult und völlig deformiert, weil sie 132 Meter in die Tiefe gestürzt ist. In der Nacht des 22. Januar 1962 – wenige Wochen vor der JahrhundertSturmflut – riss eine Orkanböe die Kirchturmspitze ab. Die Kupferkugel stürzte auf die Mönckebergstraße. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.
84 Jahre lang hatte die Kugel zuvor über der Stadt gethront – seit dem Wiederaufbau der Kirche nach dem großen Brand. Der neue Turm war am 7. Mai 1878 eingeweiht worden. Nach dem Sturz auf die Mönckebergstraße gab die Kugel alte Geheimnisse preis:
Man fand in ihr wertvolle Münzen, Urkunden, Zeitberichte und das Photo des Hamburger Klempnermeisters Albert Lüllemann, der 1878 Kreuz, Kugel und Wetterfahne auf dem Kirchturm montiert hatte, wofür er auch die Tapferkeitsmedaille des Hamburger Senats erhalten hatte. Die Medien begleiteten den Aufbau der neuen Petri-Kugel im Herbst 1962 mit vielen Berichten. Zeitungsartikel von damals findet man heute neben der verbeulten Kugel auf dem ersten Turmboden. Es ist eine Erinnerung an stolze Hamburger Handwerkskunst und an eine Schrecksekunde im Jahr 1962, als die Natur den Menschen in seine Grenzen wies.
Einer der beiden Schätze von 1595: Der goldene Kelch für Krankenbesuche zeigt Christophorus-Taufe
Die Kelche von St. Petri
Kelche sind fester Bestandteil der Liturgie im evangelischen Abenmahlsgottesdienst – sei es zur Aufbewahrung des Messweins, sei es als Ziborium (Kelchform mit Deckel), in dem die konsekrierten (gewandelten) Hostien aufbewahrt werden. St. Petri besitzt knapp zwei Dutzend davon.
Die beiden ältesten Kelche von St. Petri sind von 1595 und stammen aus den Hamburger Werkstätten Hermannus Iordanus. Sie wurden bei Abendmahlfeiern bei Krankenbesuchen eingesetzt. Ein dritter Kelch für die Krankenbesuche kam mit der dritten Pfarrstelle im 17. Jahrhundert hinzu. Heute gibt es für Krankenbesuche ein silbernes Ensemble aus Kelch, Hostienschale, Kreuz und zwei Kerzenständern. Dieses Ensemble aus der Werkstatt W. E. Eggert wurde erstmals 2001 eingesetzt.
Die Kelche, die heute in den Abendmahlgottesdiensten eingesetzt werden, stammen aus den Jahren 1905/06. Damals wurde der Silberschatz von St. Petri eingeschmolzen, um einheitlich einfache, unverzierte Kelche zu schaffen. Viele sind Stiftungen wohlhabender Bürger, so von der Tochter des Hamburger Richters Präsident Dr. Edmund Schwartze. Doch auch die Konfirmanden von 1906 haben einen der Kelche gestiftet.
Neueren Datums sind rund zehn sehr schlichte Kelche aus Zinn, die bei den Charismatischen Gottesdiensten in den 80ger Jahren zum Einsatz kamen.
Ein besonderes Stück ist auch der Kelch von 1902, den der damalige Kirchenvorsteher C. F. Otto Timcke der Petri-Kirche gewidmet hat. Er erinnert an ein kleines Taufbecken und diente neben der Aufbewahrung von konsekrierten Hostien sicherlich auch diesem Zweck.
St. Petris älteste Glocke wurde 1878 zur Fertigstellung des Turmhelms eingeweiht
Die Glocken von St. Petri
Über die Geschichte unserer Glocken könnte Friedrich Schiller eine eigene dramatische Ballade dichten. Bis ins 20. Jahrhundert verfügte St. Petri über einen einzigartigen Reichtum an Glocken, deren Läuten und Harmonien den Sound der Innenstadt bereicherten. Seit dem Mittelalter hatten wir sogar ein Glockenspiel, dessen Spielkammer im Turm immer noch zu sehen ist. Um 1900 hingen insgesamt 50 Glocken im Turm. 1917 mussten die meisten zu Kriegszwecken abgegeben werden. Zwischen den Weltkriegen wurden drei neue Glocken gegossen, die 1942 wiederum abgegeben werden mussten. Sie wurden aber nicht eingeschmolzen, sondern kamen nach einer Zwischenlagerung auf der Peute wieder zurück nach St. Petri. Heute hängen die Halbstundenglocke „Maria“ (1510), die Viertelstundenglocke „Martin“ (1537) und die Stundenglocke „Aepinus“ (1939) im Turm, außerdem drei Läuteglocken, von denen eine allerdings seit vier Jahren stillgelegt ist. Stellen Sie sich beim nächsten Petri-Geläut mal vor, wie das vor 120 Jahren geklungen haben muss!