Petri-Geschichten
Am Taufbecken genießt Karola Brandt die Atmosphäre von St. Petri
Karola Brandt hält den Berater:innen den Rücken frei
Drei Monate musste sie in sich gehen, bis Karola Brandt eingewilligt hat, ihren sicheren Arbeitsplatz in der Familienberatungsstelle in Pinneberg gegen die zur Hälfte über Spenden finanzierte Sekretariatsstelle im Beratungs- und Seelsorgezentrum (BSZ) einzutauschen. Zwölf Jahre ist das her und Karola Brandt hat ihre Entscheidung nie bereut. St. Petri kannte die Pinnebergerin bis dahin vor allem von der Vorweihnachtszeit. Viele Jahre ist sie mit ihrem damals kleinen Sohn zum Adventsliedersingen in die Stadt gekommen, und der Besuch des Weihnachtsoratoriums mit ihrem Bruder war ein gerne gepflegtes Ritual.
Doch gelockt hat die 55-jährige einer der schönsten Arbeitsplätze Hamburgs mit direkter Sicht aus dem St. Petri Haus über den Platz auf Kirche und Hulbe-Haus. Die Anbindung des BSZ an eine der Hamburger Hauptkirchen versprach ihr die nötige Sicherheit. Und gespannt war sie auf die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. „Das Angebot des Beratungszentrums mit Offener Beratung, Fachberatung und Seminaren für die Öffentlichkeit fand ich faszinierend und war neugierig auf die Leute, die dieses Angebot seit Jahrzehnten mit ihrem ehrenamtlichen Engagement tragen“, sagt die gelernte Industriekauffrau.
Den Beraterinnen und Beratern im Hintergrund den Rücken frei zu halten, damit sie sich voll auf die Ratsuchenden und deren Themen konzentrieren können – das motiviert sie bis heute. Kirchenbesucher:innen kennen Karola Brandt zumeist durch ihre kleine weiße Hündin Emma, die sie immer begleitet, wenn sie in die Kirche kommt, um beispielsweise Flyer des Beratungszentrums im Turmraum auszulegen. Oder wenn sie kurz am Taufbecken verweilt und die Atmosphäre der Kirche genießt.
Die haupt- und ehrenamtlichen Kolleg:innen und vermutlich auch die Anrufer:innen schätzen an Karola Brandt vor allem ihre aufmerksame Freundlichkeit. Ausnahmslos freundlich begegnet Brandt jeder und jedem ganz unabhängig von Rang, Namen und Eigenart. Nach ihrem Geheimnis befragt meint sie: „Ich bin von Natur ein fröhlicher Mensch.“ Auch in ihrem Elternhaus wäre es sehr fröhlich zugegangen. So ist es bis heute eher die Regel, dass die Beraterinnen und Berater auf ein kurzes „Hallo“ bei Karola Brandt vorbeischauen, wenn sie dienstags und donnerstags im BSZ-Büro arbeitet.
BSZ-Berater Ralph Mächler im Schutz der Petri-Kirche
Ralph Mächler hat ein offenes Ohr
„Das ist mein Baby geworden“, strahlt Ralph Mächler, wenn er über die große Heiligabend-Feier in St. Petri spricht. Die Organisation des beliebten Weihnachtsabends liegt seit Jahren in seinen Händen. An jedem 24. Dezember kommen dann etwa 300 Menschen, die Weihnachten gemeinsam feiern wollen, in die Kirche. „Nach der Corona-Zwangspause sind wir 2021 wieder am Start“, verspricht der 54-jährige mit seinem sympathischen Akzent, der verrät, dass er nicht in Hamburg, sondern in der Schweiz geboren wurde. Seit fast 30 Jahren lebt und arbeitet Mächler in der Hansestadt. „Vom ersten Moment an habe ich mich in die Weltoffenheit der Hamburgerinnen und Hamburger verliebt.“ Im mittlerweile siebten Jahr engagiert sich Mächler ehrenamtlich im Beratungs- und Seelsorgezentrum (BSZ).
Jenseits der 40 habe er damals nach einer Beschäftigung gesucht, sich zunächst der Hospizarbeit zugewendet, dann aber das BSZ für sich entdeckt. „Es ist die gelebte Mitmenschlichkeit, die mich begeistert“, sagt Mächler über die Arbeit in der Hauptkirche St. Petri. „Die tut einfach gut!“ Das Ehrenamt hat sein Leben verändert: Er hat seinen Job bei einem Limonaden-Konzern an den Nagel gehängt und eine Therapeuten-Ausbildung gemacht. Doch der Wirtschaftsmann von früher kommt in ihm durch, wenn er über sein Engagement von einer ‚klassischen Win-Win-Situation‘ spricht.
Im BSZ betreut Mächler auch die Veranstaltungsreihe „Klub Q“ für Menschen, die gemeinsam einen inspirierenden Abend zu unterschiedlichsten Themen verbringen wollen. Die aktuelle Corona-Krise ist natürlich auch in den alltäglich en Beratungsgesprächen im BSZ zu spüren. „Das zentrale Thema ist Einsamkeit“, sagt Mächler. „Und die Menschen, die das schon immer als Thema hatten, sind nun doppelt und dreifach betroffen. Einsamkeit wird zur Verzweiflung.“ Er wünscht sich, dass die wunderbaren BSZ-Angebote in der Stadt noch viel bekannter werden.