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Turm, Kirche, Kunst

Meine persönliche Petri-Geschichte

An ihrem Stammplatz im Gottesdienst hat Heidrun Könnecke schon neben ihrer Mutter gesessen

Ein Leben in St. Petri: Heidrun Könnecke erinnert sich gerne

In Kindertagen war St. Petri ihr Spielplatz. 1952 hatte die damals 6-jährige ihre ersten Begegnungen im Kindergottesdienst und der „Kinderfreude“, der von der späteren Petri-Kantorin Erdmute Knolle geleiteten Kindergruppe. St. Katharinen, wohin Heidrun Könnecke wohnortmäßig gehörte, war im Krieg zerstört worden und die Gemeindeveranstaltungen fanden in St. Petri statt. Und in St. Petri herrschte ein reges Gemeindeleben. Viele Familien wohnten in den damaligen Gassen rund um die Hauptkirche. Nachdem ihre Mutter 1954 dann die Anstellung als Kirchenfrau in St. Petri angenommen hatte, führte der Weg von der Schule nach Hause sie immer in die Kirche hinein und St. Petri wurde für sie Heimat. Sie spielte Verstecken, sang im Kinderchor, ging ihrer Mutter zu Hand. Aufregend war es, wenn Heidrun Könnecke abends mithalf, nach Veranstaltungen die Kirche abzusuchen, ob sich jemand versteckt hatte.

Nach ihrer Konfirmation in St. Petri übernahm Heidrun Könnecke eigene Aufgaben: so die Vorbereitung des Kindergottesdienstes am Sonntagmorgen und übergangsweise die Leitung der Kinderfreude mit Basteln, Erzählen biblischer Geschichten und Singen. Sie half beim Austragen von Briefen für Haus- und Straßensammlungen. Nach Erntedankgottesdiensten bekamen die Jugendlichen Adressen von älteren, kranken oder einsamen Menschen, an die sie die Erntegaben verteilten. Und in der Vorweihnachtszeit fuhren sie im alten VW mit Pastor Hans Lüders ebenfalls zu älteren, kranken und einsamen Menschen und brachten ihnen mit Gesang, einem Psalm oder der Weihnachtsgeschichte ein bisschen Weihnachtsfreude nach Hause.

Drei Jahre war Heidrun Könnecke nebenberuflich auch als zweite Kirchenfrau für die Sonntagsdienste eingestellt, bis Ende 1974 die Mittel für diese Anstellung gestrichen wurden. Danach hat sie parallel zu ihrem Beruf als Speditionskauffrau in der Lebensmittelbranche ihrer Mutter weiterhin bei den Sonntagsdiensten geholfen, zumal diese ab 1983 fast erblindet war und den Dienst dank ihrer Unterstützung bis 1994 weiter ausüben konnte. Lebhaft sind Heidrun Könnecke die vielen Male in Erinnerung, in denen sie zusammen den Erntedank-Altar geschmückt haben. Einmal während des Abendmahles beim Erntedankgottesdienst hat sie eine kleine Maus beobachtet, die mehrmals um den damaligen 2. Kirchenbuchführer herumlief, der im Mittelgang vor dem Altar stand. Sie hatte sicher die Erntedankgaben gerochen.

Heidrun Könnecke könnte noch viele Dinge erzählen, weil ihr immer noch etwas einfällt. „Ich kann auf eine erlebnisreiche und manchmal auch aufregende Zeit, etwa die Besetzung der Kirche im Dezember 1988, aber auch auf eine beglückende Zeit in St. Petri zurückblicken“, so ihr Résumé. Sie hat viele Menschen kennen gelernt: Gottesdienstbesucher, Mitarbeiter, Pastoren, drei Bischöfe und inzwischen zwei Bischöfinnen. Sie hat Gottesdienste in verschiedenen Formen erlebt. Bei der 1. Ansgar-Vesper hat sie in Pfadfinderinnen-Kluft den Ordnungsdienst wahrgenommen. Und bei vielen schönen Konzerten war sie für die Abendkasse oder den Einlass zuständig.

Seit einigen Jahren pflegt und beaufsichtigt sie in der Advents- und Weihnachtszeit den Kerzenbaum. „Dort ergeben sich immer wieder auch Gespräche mit Besuchern, die mein Leben bereichern“, freut Heidrun Könnecke sich schon auf dieses Jahr. Manchmal ist es ein Trostwort oder sie hört zu. Manchmal ist es ein Wiedererkennen und gemeinsames Erinnern an frühere Tage.

Ob Libalt oder Madonna, Taufbecken oder Kirchenfenster: Hella Calvi lässt St. Petri erleben

Die Kirchenführerin Hella Calvi

„Ich bin Hamburger, aber in dieser Kirche war ich noch nie!“ Diesen Satz hört Hella Calvi oft. Mit Leidenschaft bringt die ausgebildete Kirchenführerin seit vielen Jahren die Steine zum Sprechen und erklärt Menschen unsere Hauptkirche – den Glauben und die Kultur. Zum Beispiel in halbstündigen Kurzführungen, in denen ein Petri-Ort ausführlich erklärt wird. Calvi hat es da besonders das Weihnachtsbild von Gottfried Liebalt neben der Tür zur Sakristei angetan. „In dieser barocken Krippenszene stecken so viele verborgene Botschaften“, schwärmt sie, und man möchte sofort alle hören.

Ihr Lieblingsort ist das Taufbecken – der auch immer ein Höhepunkt für die Kirchenführungen für Blinde und Sehbehinderte ist, die die ehrenamtliche Mitarbeiterin anbietet. Das Marmorrelief kann man nämlich besonders gut ertasten und so die Botschaft des 91. Psalms von den Engeln, die uns begleiten, im wahrsten Sinne des Wortes begreifen.

Vor fast 20 Jahren kam die gelernte Kinderkrankenschwester an unsere Hauptkirche. Seitdem ist sie Teil der ehrenamtlichen ‚Gesichtergruppe‘ und war auch dabei, als vor 15 Jahren die ersten Kirchenführungen starteten. Hella Calvi ist schon jetzt ein lebendiges Petri-Lexikon. „Und ich lerne immer noch dazu“, strahlt sie.

Man spürt, mit wieviel Leidenschaft die 75jährige für St. Petri brennt. Sie backt zu Hause sogar Kekse in Fischform, die bei Führungen verteilt werden. „Wir haben auch Keks-Kirchen ausprobiert, aber die Kirchenformen sind zerbrechlicher“, lacht Calvi. Schmecken, tasten, hören, sehen und riechen – mit Hella Calvi kann man unsere Hauptkirche wirklich mit allen Sinnen erleben.

 

Insider-Tipp

von Hans-Werner Schulz Ehlers (Gemeindemitglied)

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Die Lebendigkeit von Barbara Kruse steckt an. „Ich habe häufig Ideen“, sagt die 54-jährige. Dabei kommt es ihr nicht darauf an, dass all ihre Ideen umgesetzt werden. Es wären ohnehin viel zu viele. „Wichtig ist, dass man in einem super Team zusammenarbeitet, in dem jeder seine Fertigkeiten einbringen kann.“

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Annette Dollerschell ist in der Kirche ansprechbar

Annette Dollerschell macht Licht

„Wenn ich da jedesmal einen Euro bekäme“, lacht Annette Dollerschell, als es um die meist gestellte Frage geht: Wie kommt die Madonna in die evangelische Kirche? Die ehrenamtliche Kirchenhüterin erklärt dann immer, dass Maria auch in der evangelischen Kirche eine Rolle spielt und dass die Statue noch aus der Zeit vor der Reformation stammt.

Seit gut 20 Jahren gehört Annette Dollerschell zur „Gesichtergruppe“. Das sind die guten Geister der Hauptkirche St. Petri, die  für die Besucherinnen und Besucher im Shop und im Kirchenraum da sind. Zweimal in der Woche kümmert sie sich vor allem darum, dass an der Madonna und am Sandkreuz genug Kerzen vorhanden sind. Dabei kommt sie immer wieder auch mit Besuchern ins Gespräch. Mal ist es die einfache Frage nach den Toiletten, mal ein persönlicheres Thema.

Gerade Menschen, die Kerzen anzünden, kommen oft mit Anliegen, die ihnen sehr wichtig sind. „Einmal kam ein Fussball-Fan mit Schal und Mütze in Rot-Weiß in die Kirche“, erinnert sich Dollerschell. “Er fragte, was er tun müsse, damit der FC Bayern München das Triple gewinnt. Er habe gehört, man könne da Kerzen anzünden, wie man das denn mache.“ Er habe dann gesagt, er komme kurz vor dem Spiel, damit die Kerze richtig ‚wirke’. „Sie hat dann ja gewirkt – das entscheidende Tor fiel in der 89. Minute“, lacht Dollerschell.

Die sympathische Kirchenhüterin mag die Atmosphäre in der Hauptkirche. Wenn sie am Haupteingang auf einer Bank sitzt und so die ganze Kirche im Blick hat, wird es ihr nie langweilig. An den Petri-Gottesdiensten gefällt ihr besonders, wie liturgisch sensibel sie gestaltet sind. „Das kenne ich noch aus meiner Kindheit.“ Bei allem hat Dollerschell auch einen pragmatischen Zug: „St. Petri liegt direkt an einem U-Bahnhof. Besser geht’s nicht.“